Gestern ging es für den SCN-Tross Richtung Italien. An der Adriaküste beziehen die Triathleten des SC Neubrandenburg ein zweiwöchiges Trainingslager – für Frank Heimerdinger ist es eine besondere Reise. Es ist das letzte große Trainingscamp, das er als Leiter des Sichtungsstützpunktes der Deutschen Triathlon-Union (DTU) in Neubrandenburg verantwortet.
Frank Heimerdinger war 25 Jahre „Mister Triathlon“ in der Region, jetzt geht seine Zeit am Tollensesee zu Ende: Mit 64 hat er einen Traumjob angeboten bekommen und angenommen. Er ist der neue Nachwuchs-Bundestrainer bei der DTU, der Lebensmittelpunkt wird künftig sein Wohnort Chemnitz (Sachsen) sein. Von dort aus wird er Deutschlands Triathlon-Talente betreuen – mit allem, was dazu gehört.
„So lange ich die Kraft habe, muss ich so ein Angebot einfach annehmen. Für mich ist das auch eine Wertschätzung meiner Arbeit“, sagt der Trainer. Er sei in den vergangenen Wochen oft gefragt worden, warum er sich so etwas noch mal antue: „Bundeskader zu betreuen, das ist auch für mich eine Herausforderung, die ich schon gern annehme.“ Heimerdinger freut sich auf die neue Aufgabe. Und natürlich hätten auch finanzielle Gründe eine Rolle gespielt.
Die Planungen waren eigentlich andere. Heimerdinger sollte neben seiner Tätigkeit in Neubrandenburg als Sichtungstrainer für die DTU tätig sein. Dann, im Spätherbst 2022, überschlugen sich im Triathlonverband die Ereignisse, als der Bundestrainer und der Sportdirektor überraschend kündigten. Das Personalkarussell bei der DTU fing an, sich zu drehen. Irgendwann bekam Frank Heimerdinger einen Anruf aus der DTU-Zentrale. Nun ist er Bundestrainer Nachwuchs.
Bis zu den Deutschen Meisterschaften im August wird er aber noch viel am Stützpunkt in Neubrandenburg sein. Diesen Kompromiss konnte er der DTU abringen. – Heimerdinger möchte einen vernünftigen Übergang. Spätestens im September ist aber Schluss. Der Nachwuchs-Bundestrainer wird dann im Rahmen seiner Tätigkeit nur noch punktuell in Neubrandenburg sein.

„Ich muss ehrlich sagen, dass ich gedacht hätte, dass mir der Abschied schwerer fällt. Dem ist aber nicht so. Ich gehe ohne Wehmut, aber mit großer Motivation“, erzählt er und liefert gleich die Begründung: „Trotz der Coronakrise haben wir es hier geschafft, zwei Superjahre hinzulegen. Neubrandenburg gehört, was den Nachwuchs angeht, zur absoluten Spitze in Deutschland. Aus dieser Position heraus ist es schön, zu diesem Zeitpunkt zu gehen.“ Mit Jan Müller und Petra Roßner, die neu am Tollensesee ist, werden künftig nur noch zwei hauptamtliche Triathlon-Trainer in der Viertorestadt tätig sein. „Dass wir hier immer drei Trainer hatten, war in den vergangenen Jahren schon Luxus, das muss man einfach zugeben. An anderen Stützpunkten gibt es längst nur zwei hauptamtliche Trainer“, sagt er.
Beim SCN müsse man jetzt versuchen, das schon relativ große Netz an ehrenamtlichen Übungsleitern weiter auszubauen. „Für uns sind etwa 15 Übungsleiter tätig, jetzt geht es darum, punktuell den einen oder anderen noch zu gewinnen, um uns da zu verstärken“, verdeutlicht er.
Der neue Nachwuchs-Bundestrainer ist überzeugt, dass die Talente-Quelle im Nordosten weiterhin sprudeln wird. „In Neubrandenburg sind die Bedingungen einfach top, das sucht in Deutschland seinesgleichen.“
In dem Punkt ärgert sich der Triathlon-Trainer aber auch ab und an über die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit. „Viele Sportler, aber auch Eltern wissen diese Bedingungen hier oft gar nicht zu schätzen. Das wird einfach so hingenommen. Viele glauben, anderswo ist es noch besser“, sagt er und fügt hinzu: „Wer nach Neubrandenburg kommt, um richtig Triathlonsport zu betreiben, hat hier bei den Bedingungen alle Chancen, es auch nach oben zu schaffen. Es liegt aber allein an den Sportlern.“

In seinen 25 Jahren am Tollensesee hat Frank Heimerdinger zig Mädchen und Jungen trainiert, die im Nachwuchs große Erfolge gefeiert haben. Er nennt Wencke Stolz und Danny Friese als Beispiele für eine ganze Reihe von jungen Sportlern, die durch seine Triathlon-Schule gingen.
Seine erfolgreichste Athletin ist zweifellos Lena Meißner, der in der vergangenen Saison endgültig der Durchbruch in die Triathlon-Weltspitze gelungen ist und die in diesem Jahr erstmals zum Olympiakader der DTU gehört. „Was Lena erreicht hat, macht mich wirklich stolz. Sie hat schwierige Jahre durchgemacht, ist aber immer dran geblieben“, sagt ihr Entdecker.
Damals, vor 17 Jahren, wollte sich Frank Heimerdinger bei einer Talentsichtung eigentlich Lena Meißners Bruder anschauen, ihm wurde Begabung bescheinigt. Die Triathlon-Verantwortlichen sahen aber auch die kleine Lena und nahmen sie. Der Rest ist bekannt. Anerkennung dafür gab es auch von der Stadt Neubrandenburg. Anlässlich des Silvesterlaufes trugen sich Lena Meißner und ihr langjähriger Trainer ins Ehrenbuch der Viertorestadt ein.

Quelle Nordkurier Thomas Krause